Berichte von 07/2015

Degerloch

Freitag, 24.07.2015

Nach ziemlich genau 24 Stunden Heimreise, haben wir die letzten 9 km auch noch geschafft. Um 10 Uhr in Calgary vor dem Radladen, dann mit dem Taxi zum Flughafen. Der Flug hatte leider 2 Stunden Verspätung, so daß es erst im 16 Uhr 30 Uhr losging. Die Wartezeit haben wir nochmals im "Tim Horton" verbracht. .An Schlaf ist während der 9 Stunden 30 Minuten im Flugzeug nicht zu denken, dazu kommt die 8-stündige Zeitumstellung. In FFM kamen wir um 10 Uhr hiesige Zeit an, die Gepäck-und Räderausgabe ging zügig von statten, aber wir erreichten den gewünschten Zug nicht mehr, so daß wir mit 2x umsteigen um 17 Uhr in Stuttgart ankamen und nach Degerloch radelten.

Dort erwartete uns ein wahrer Gabentisch:

Wir sind ganz gerührt und freuen uns riesig, daß uns ein solcher Empfang bereitet wurde.

Das ist überhaupt der Moment, an dem wir uns ganz herzlich bei allen bedanken, die sich für unsere Reise interessiert haben und ganz besonderen Dank allen, die uns mit ihren Kommentaren das auch gezeigt haben. Doch ohne die tatkräftige Stellvertreterin Katharina könnten wir erst gar nicht solange weg und ohne die tatkräftige Mobilisation unserer Muskeln durch Johannes kämen wir zu Hause nicht mehr in Schwung !

Martin und Regina ganz besonderen Dank für ihr witzigen Kommentare und Gedichte und Mathias für seine ebenso herzlichen Kommentare, die Sport-News und den so richtig guten Hefezopf, der uns heute erwartete. Das war eine freudige Überraschung!

Übernächtigt, aber sehr glücklich wanken wir nach 3 Monaten wieder in unser eigenes Bett.

Seid alle ganz herzlich umarmt von Sigrid und Karl

PS: Der Alltag wartet schon....

Calgary 4. und letzter Tag

Mittwoch, 22.07.2015

Die Räder sind im Radladen und werden verpackt, das Taxi ist bestellt und wir sitzen auf fast gepackten Radtaschen. Nicht ganz....Heute sind wie ein letztes Mal den Bow-River entlang geradelt und im Bed & Breakfast wieder eingetroffen.

Das blaue Haus ist unsere Unterkunft und das ist der Garten, Deanne hat wirklich ein Paradies in der Großstadt geschaffen Heute Abend saßen wir im Garten und haben uns sehr nett mit einem Ehepaar aus Dänemark unterhalten.

                                                              unser Selfie möchten wir euch nicht vorenthalten!

In Kanada sind wir 1437 km mit dem Rad gefahren, die ganze Radtour war 6902 km lang!

Am Freitag kommen wir gegen 8 Uhr 20 in FFm an und  fahren wir mit dem Zug nach Stuttgart. Vom Bahnhof bis Degerloch sind es dann noch so 7 km oder so,ich hab's vergessen... Im Schlußbericht, dann aus Degerloch werde ich die genauen Daten nachreichen!

See you, guys

Calgary 3.Tag

Dienstag, 21.07.2015

Strolling around bei schönstem Sommerwetter war heute nochmals angesagt. Vom Hotel aus waren wir gleich am Ellbow-River und auf dem Radweg. Von dort aus kommt man an den Glenbow-Stausee, diesen umrundeten wir, machten am Heritage-Village Pause und tranken statt der 50 CAD Eintritt 2 Cappuccinos. Wir haben so viele kleine Museen, Ghosttowns und anderes gesehen, daß uns das den Eintritt nicht mehr Wert war. Das Radwegnetz ist wirklich sensationell hier und entsprechend wird hier auch geradelt. Calgary liegt an den Uferhängen der beiden großen Flüssen Bow-River und Ellbow-River, früher noch der Glenbow-River und wie auf einer Tafel mit unschlagbar britischen Humor erwähnt wurde: wenn im Frühjahr das Schmelzwasser und Regen einsetzte, that made their life interesting! Dann kamen ein paar alte Photos auf denen die Häuser im Hochwasser standen!

wir kamen durch etliche Wohngebiete und die mit Blick auf irgendein Wasser sind natürlich traumhaft, oft auch traumhafte Architektur und ein Gärtner, der in den Beeten der traumhaften Gärten wühlt....

Wir sind 50 km an den verschiedenen Gewässern entlang geradelt, haben China-Town noch kurz besucht, besteht aber nur aus 2 Querstraßen und haben uns für heute Abend ein Vesper gekauft, saßen auf einem Bänkle am Ellbow-River und haben die Sonne genoßen und dem Treiben im Fluss zugesehen. Alle paar Meter kommen, Picknickplätze mit Grillstelle, kostenlose und sehr saubere "washrooms", Trinkwasserstellen, Spielplätze und wo möglich, ein Zugang zum Wasser, das so seicht ist, daß Kinder darin herumhüpfen, Hunde baden. An tieferen Stellen wird gepaddelt oder geschwommen. So eine Stadt am Wasser hat schon hohe Lebensqualität und Calgary scheint sich das zu leisten. Auch die Blumenpracht ist unglaublich, da der Sommer nicht sehr lang ist, wird jede Minute richtig ausgenutzt.

Wie unser Sommer hoffentlich auch noch eine Weile anhält...!

ZUM ANHÖREN

 

Was für eine Überraschung heute morgen, Marybeth und Randy, die wir in Texas kennengelernt haben und unsere Reise mitverfolgt haben, sendeten uns ihre Variante von dem Lied "Happy Trails", das sie auch damals für uns zum Abschied gesungen haben. Wir waren regelrecht sprachlos und ergriffen!

Calgary 2.Tag

Montag, 20.07.2015

Die Radfrage ist gelöst! Das Radgeschäft reserviert uns bis Mittwoch zwei Kartons, packt die Räder ein und deponiert sie bis Donnerstagmorgen. Dann fahren wir mit dem Taxi zum Flughafen, der Flug geht um 14 Uhr 35 und am Freitag um 8 Uhr 35  sind wir in Frankfurt. So der Plan....

Heute sind wir durch Calgary "downtown", hier gibt es ein richtig gutes Radwegenetz, so daß wir mit den Rädern gut auf sightseeing tour gehen konnten. Zumal in Downtown zwei Mädels an einem Info-Stand kostenlose Radkarten verteilten, wie praktisch!! Die Stadt gibt es seit  ca 1890, also von Altstadt kann man nicht gerade sprechen.Die Hudson-Bay-Company hatte hier eine große Niederlassung . Wir hatten gutes Wetter, sonnig und 25° und sind "strolling around" wie der Amerikaner sagt - gebummelt und am Ellbow-River entlang in den Süden Calgarys, an der Stampede-Arena vorbei.

Die Fußgängerzone ist sehr nett, viele Blumen und natürlich Cafes und Läden, aber auch sehr viele arme Menschen, die in den Mülleimern suchen, oder mit ihrem Einkaufswagen, in dem sich Hab und Gut befindet, unterwegs sind. Nachdem wir drei Monate nur in kleinen und kleinsten Orten  waren, erschlägt uns die Großstadt fast. (Calgary hat 1,1 Millionen Einwohner), Auch den wichtigsten Auftrag haben wir erledigt, liebe Katharina

Ein riesiges Einkaufszentrum namens Chinook mit Läden wie H&M, Zara, das ist Globalisierung, warum es Bath & Body Works in Deutschland nicht gibt, ist mir ein Rätsel.

Good night guys, heißt es für uns - good morning für Frührausmüsser, wie Mathias oder Martin oder Regina, allen einen schönen Tag.

Calgary

Sonntag, 19.07.2015

Ein letzter Blick zurück auf die Rocky Mountains! Bei Sonnenschein und warmem Wetter radelten wir auf dem Bow River Trail nach Calgary. Die ersten 40 km waren wir noch von hohen Bergen umgeben, die dann aber immer weniger wurden. Die Landschaft änderte sich und es erinnerte sehr an den Schwarzwald, Tannen, bewaldete Hügel. Die Straße war zunächst breit und wenig Verkehr, dann wurde sie schmal und viel Verkehr, so daß wir nochmal ein Highway feeling hatten. Nach weiteren 40 km änderte sich die Landschaft erneut, Aspenwälder und grüne Hügel, Kühe und Pferde auf der Weide, fast wie im Schönbuch...

Kultur fehlte auch nicht, eine der ersten Kirchen, die hier errrichtet wurden. Erbaut 1886, renoviert in den 1970er Jahren. Sie liegt sehr schön am Bow River und war eine Missionsstation für die Nakoda Indianer. Ein großer gußeiserner Ofen, Kirchenbänke und Altar sind innen erhalten, sowie einige Photos, Eines zeigt Kinder, die nach 10 Jahren Missionsstation bereits "westliche" Kleidung anhaben, wie rasch hat sich doch deren Lebensweise verändert. Das Leben für die Weißen war allerdings hart, der Boden steinig und Frost im Juli,es liegt um die 100 m hoch. Die Dame, die die Kirche sonntags öffnet, gestand auch, daß sie die Gartenarbeit eingestellt hat. Damals gab es weit und breit nichts, frische Sachen mußten von Winnipeg herangeschafft werden und waren drei Monate unterwegs, frisch ist dann relativ!

In Cochrane machten wir eine kleine Pause,dann gings nochmal richtig den Berg hoch (wie von Bad Cannstatt nach Degerloch) und oben hatte man den Blick über weites Land. Wir wurden immer schweigsamer, kam doch das endgültige Ziel immer näher. Kurz vor Calgary trafen wir einen Radfahrer, der uns natürlich nach dem woher und wohin fragte, er hat auch schon eine Radtour von West- nach Ostkanada unternommen. Er gratulierte uns und machte das Photo mit Calgary im Hintergrund.

Es war nochmal eine richtig schöne Strecke mit wunderschönen Ausblicken zurück zu den Rocky Mountains, ins Tal zum Bow River, die Straße wurde zum Glück wieder breiter und hatte auch einen breiten Seitenstreifen. Aber auch in Kanada fährt man übers Wochenende weg und sonntagnachmittags wieder zurück...

Wir fanden ganz gut in die Stadt hinein und zu unserem Bed & Breakfast, das unmittelbar beim Radladen ist, der uns Kartons zur Verfügung stellt. Da gehen wir morgen vorbei und hoffen den Radtransport klären zu können. Dann wollen wir uns die Stadt auch näher ansehen, am Skisprungturm der Olympiade kamen wir schon vorbei.

Wir freuen uns auch sehr auf euch alle! Was wir so genau empfingen, kann ich gar nicht beschreiben. Einerseits kann ich gar nicht glauben, daß die drei Monate schon um sind, andererseits ist San Antonio oder Grand Canyon schon ganz schön lange her....es ist einfach nur seltsam! Ja und wenn unsere Fans schon auf uns warten....!!

Canmore

Samstag, 18.07.2015

Das ist wildlife, der Wapiti-Hirsch lag in einem Vorgarten, wir sind nicht sicher , ob er da wohnt oder nur auf Besuch war! Die Elster hüpfte auf seinem Rücken auf und ab.

Ahh, Sonnenschein und 25°, es gibt ihn doch noch, den kanadischen Sommer!

Unsere Beaver Lodge in der Beaver Street (Achtung Bibi) in Banff haben wir mit gutem Frühstück gestärkt in Richtung Lake Minnewanka verlassen. Wir fanden den Radweg und waren an diesem Samsatg bei gutem Wetter nicht die einzigsten, die auf dieser Tour waren. Der See ist für die Indianer heilig, was die weißen Siedler nicht davon abhielt bereits 1888 eine Sommerresidenz mit Bootanlegestelle zu bauen. 1912 wurde ein kleiner Damm gebaut und der See angestaut. 1940 war der Energiebedarf gestiegen und ein neuer Damm enstand. Die kleine Ortschaft liegt nun 25 m unter der Wasseroberfläche und lockt Taucher an. Durch eine ghost-town zu schwimmen, ist mal was ganz Neues! Das Wasser ist allerdings sehr, sehr kalt.

Bei schönem Wetter hat man einen phantastischen Blick auf die Berge, die so zwischen 2500 und 2800 m hoch sind. Banff liegt auf 1500 m. Zurück auf unserem Radweg ging es leicht wellig weiter nach Canmore. Dieser Ort liegt bereits außerhalb des Nationalparks, verfügt auch über zahlreiche Motels/Hotels, die aber nicht ganz so teuer sind. Man bezahlt Eintritt für den Nationalpark, 9,80 CAD pro Tag und Person, allerdings läuft das auf Vertrauensbasis. Die Tickets sind in den Visitorcentern zu bekommen, man gibt an wie lange man bleibt. Die Eintrittskarte liegt sichtbar im Auto oder wir hatten sie in der Tasche. Parkranger können Kontrollen machen, ich habe aber nie jemand kontrollieren sehen. Es scheint zu funktionieren. Ansonsten ist Canmore ein ebenso schön in den Bergen gelegener Ort, mit einer ebenso lebhaften Innenstadt. Was uns immer wieder auffällt, ist die ansprechende, sich in die Landschaft anpassende, schöne , geschmackvolle Architektur - ob das Rathäuser, Banken (!), Einkaufstempel oder  Wohnhäuser sind. Warum sieht bei uns alles so langweilig und /oder unpassend aus?

Canmore und im Hintergrund die Three Sisters - so heißen die 3 Bergkuppen. An der Einfahrt zu Canmore ist auf dem Radweg eine Zählstation, so gegen 13 Uhr waren schon 560 Radfahrer durchgekommen. Sobald ein guter Radweg da ist, wird er auch genutzt! Wir radelten ein wenig durch und um Canmore herum. Hier gibt es große Neubaugebiete, da der Zuzug nach Banff wegen des Nationalparkstatus streng geregelt ist. Da meine Bremsen sehr quietschten, suchten wir einen Radladen auf. Karl wollte eigentlich nur nach passendem Werkzeug fragen, aber der junge Mann ließ alles stehen und liegen, um sofort selbst auszuwechseln. Als "cross-country" Radler genießt man einen Sonderstatus!

Heute Abend haben wir sehr gute Pizza im "Rocky-Mountain-Flatbread" gegessen und als Nachtisch gab es den "worldwide-best" Brownie, er war wirklich der Beste, den wir auf unserer Reise bisher hatten. Alle strahlten als wir das bestätigen konnten.

Morgen ist unser Ziel dann entgültig Calgary...und ein seltsames Gefühl beschleicht uns. Kann es sein, daß die Reise schon bald zu Ende geht?

Banff 2.Tag

Freitag, 17.07.2015

Regen und kalt, also ganz das Gegenteil von optimalem Radfahrerwetter. Wir packten zusammen, trödelten im Hotel herum und starteten wohl oder übel in den Regen - aber nur bis zum Buffalo Nations Museum. Das Museum ist der "First Nation" gewidmet und zeigt viele bestickte Kleidungsstücke, aber auch große Teepees (tipis) mit lebensgroßen, modellierten Figuren, die das Alltagsleben vorführen.

die Hunde bekamen ein wärmende Decke an und eine Bärenwarnglocke auf den Rücken

  ein Indianer der Sioux führte ein Bogeninstrumet vor, das sich wie ein Digeridoo anhört.

Da wir erst nach 16 Uhr in unser neues Zimmer umziehen konnten, war Tim Hortons wieder unsere Rettung. Warm, Internet und günstig, die Chilli-Eintopf-Combo mit kleinem Kaffee und Donuts für 6,95 CAD (Canada Dollar = 4,90 Eur), so verbrachten wir den halben Nachmittag mit der Recherche, ob es in Calgary auf dem Flughafen Fahrradkartons zu kaufen gibt. Es gibt keine, aber wir haben ein Radgeschäft ausfindig gemacht, daß uns welche überläßt und beim Einpacken behilflich ist.

Wirklich schade, daß wir so wenig von der Umgebung sehen konnten, dabei ist Banff ein netter Ort mit knapp 8000 EW, erinnert sehr an die Skiorte in den Alpen mit vielen Souvenir shops, Restaurants und Einkauf-Malls, auch ein Weihnachtsladen, in dem das meiste aus China kommt, darf nicht fehlen...Es hat mindestens genauso viele Touristen von denen 2/3 aus Südostasien kommt. Gegen Abend hörte der Regen auf und wir sind ein wenig die Hauptstraße auf und ab gebummelt, es hatte was von einem Adventssamstag auf der Königstraße !

Dieses Kunstwerk hängt im Whyte-Museum, welches wir gestern besichtigt haben, kurios, gell?!

Morgen soll das Wetter besser werden, wir radeln weiter nach Canmore, zwar nur 30 km, dazwischen ein Abstecher zum Lake Minnewanka, der heute buchstäblich ins Wasser fiel. So war der Tag wenigstens nicht ganz verplembert, wir haben über Calgary und die Kartonfrage recherchiert und doch einiges in Erfahrung gebracht.

Lieber Johannes, liebe Katharina wir haben herzlich über euren Kommentar gelacht, ihr hattet Glück, zu eurer Zeit gab es diese Radanhänger für Kinder noch gar nicht - und - der Onkel meint es nicht so....gell Martin?!

 

Banff

Donnerstag, 16.07.2015

Heute morgen hatte es Neuschnee auf den Bergen!

Doch der Reihe nach: nach einer kalten und unbequemen Nacht im Zelt, haben wir unsere Campingkarierre entgültig abgebrochen und das Zelt gleich verschenkt. Für diese Temperaturen braucht man ein richtiges Zelt und "gscheite" Schlafsäcke.

unser Freund Daiki das Schöne, nach Regen folgt Sonnenschein und Regenbogen

Doch zuvor waren wir am Dienstag über den Kicking Horse Pass, am Kicking Horse River entlang zum Lake Luise geradelt. Die letzten 12 km ging es auf einer alten Paßstraße, jetzt Radweg, durch den Wald. Da kein Mensch unterwegs war, sangen wir lauthals und klingelten , um den Bären zu verscheuchen - sehr erfolgreich!

 

Dabei überquerten wir abermals die Kontinentale Wasserscheide, ab hier fließen alle Flüsse in Richtung Atlantik.

Der Lake Louise wurde erst 1888 von Weißen "entdeckt" und rasch erkannte man den touristischen Wert dieser herrlichen Landschaft.

Diese Menschenmassen erschlagen einen fast, aber wir sind ja auch ein Teil davon...

Nach der kalten Nacht im Zelt schien am Mittwoch wenigstens die Sonne, wenn es auch mit 10° nicht warm war. Wir radelten weiter in Richtung Banff auf einer Parkstraße mit allerlei sehenswerten Abstechern. Da nur Tempo 30 oder 60 ist, war das ein gemütliches radeln mit wenig Verkehr, der Hauptverkehr geht über einen Highway.

Wir kamen an den Johnston Canyon, mit Wasserfall und Übernachtungsmöglichkeit.

Wir schoben uns mit den 5 Bussen voller Chinesen und allen anderen Touristen durch. Der Weg am Fluß entlang und über die Stege, hoch zu den Wasserfällen war wirklich wunderschön und absolut sehenswert. Dieser Canyon wurde 1927 erschlossen und mit Stegen und Wegen angelegt, dazu gibt es ein Restaurant und cabins, diese Holzhütten sind sehr komfortabel, groß und sehr schön gelegen. Dort betteten wir unser sehr müdes Haupt nach der kurzen Zeltnacht.

Heute Morgen bot sich dann dieses Bild:

  Der türkisblaue Bow-River hat seinen Ursprung am Bow-Gletscher , fließt durch Banff weiter nach Calgary, von dort in den Old Man River und bis in die Hudson Bay nach Norden.

Das Wetter änderte sich im Minutentakt, mal regnete es , mal schien die Sonne, aber es war durchgehend kalt, so kalt, daß sogar Karl seine lange Radhose anzog und neidvoll auf meine langen Handschuhe blickte. Wir waren weiter auf dem Bow-River Parkway unterwegs, hatten wunderschöne Ausblicke auf die Berge, wenn sie aus den Wolken kamen. Mittags erreichten wir Banff und mußten uns gleich vor dem Regen retten. Dannach besichtigten wir das "Whyte Museum of the Canadien Rockies". Das Ehepaar Whyte machte sich um die Erschließung des Banff Nationalparks verdient, eine unglaubliche Photosammlung und schön arrangierte Displays machen den Besuch lohnenswert. Die ersten Touristen kamen auf einer Art Draisine auf den Schienen oder mit Packpferden, doch schon 1904 erreichte das erste Auto Banff und die Touristenzahlen schnellten nach oben. In Banff entstand 1888 das Fairmont Banff Springs Hotel, das bei seiner Eröffnung das größte Hotel der Welt war und bereits 1911 über 22000 Übernachtungen zu verzeichnen hatte. So jetzt habt ihr auch noch was gelernt!!

Leider ist die Wetterprognose für morgen auch nicht viel besser. Wir bleiben noch einen Tag in Banff und machen einen Ausflug zum Lake Minnewanka oder in noch ein Museum, je nach Regen....

PS: Heute trafen wir ein junges französisches Paar mit 2 Kindern, eines 3 Jahre, das andere 10 Monate alt. Sie reisten mit dem Rad und Anhänger von Vancouver hierher und zelten....was sind wir doch für Memmen

Lake Louise

Dienstag, 14.07.2015

Wir haben nur im Restaurant Internet deshalb nur kurz:

Wir kamen super gut die Berge hoch und als wir den Lake Loiuse erklommen haben, waren wir kurz sprachlos - er gehört zu Recht zu den sieben Naturwundern! Türkisblaues Wasser von Bergen eingeschlossen, die meist große Gletscher haben. Umwerfend! Da Lake Louise einer unserer letzten Ziele ist, sind wir schon ein bißchen stolz, das alles nun geschafft zu haben...!!

Das Wetter war richtig gut, sonnig und so beschlossen wir zu zelten. Ein junger Japaner Daiki lauerte auf jemand mit kleinem Zelt, da alle Plätze belegt waren. Da man hier großen Wert auf  Abstand legt, sind die Terrains aber groß angelegt, so war aber genügend Platz für unsere beiden kleinen Zelte und nun sitzen wir mit ihm im Restaurant. Pünktlich zum Zeltaufbau fing es an zu regnen, aber mittlerweile scheint die Sonne wieder.

 

Golden

Montag, 13.07.2015

Zuerst die gute Nachricht - es regnete nicht den ganzen Tag....Nach einem ebenso überschaubaren Frühstück und bewölktem Himmel ging' s wieder an den Start. Nach 10 km fing es an zu tröpfeln, nach 20 km setzte Starktröpfel ein und als es schüttete, zogen wir schnell die Regenkleidung an. Die vorbeifahrenden LKWs und Autos sorgten für zusätzliche Nässe und Dreck. Da stellt man sich schon kurz die Sinnfrage. Doch nach weiteren 30 km kam die Sonne durch und wir zogen unsere Regensachen wieder aus. Als wir Golden erreichten, waren wir schon fast wieder trocken. Im "Tim Horton" d e m Imbiss Kanadas, auf den sie nichts kommen lassen, wärmten wir uns mit einer heißen Suppe und Kaffee wieder auf. Die Strecke war wieder einmal spektakulär, nicht mehr ganz so bergig, eher wellig bis hügelig. Die Berge waren allerdings meist in den Wolken. Dafür war der Blick und die Fahrt ins Columbia-River-Tal traumhaft. Er gilt als der wasserreichste Fluß Nordamerikas, entspringt etwas weiter im Norden und fließt bei Portland (USA) nach rund 1500 km in den Pazifik.

Columbia River und Blick auf Golden

Nach unserer Rast stellt Karl fest, daß wieder einmal eine Speiche gebrochen ist. So langsam hat er Übung im wechseln, leider fing es wieder an zu regnen. Wir stellten uns eine Weile unter, als es nachließ radelten wir weiter in die Downtown Golden, wo wir zu unserer Freude gleich auf ein Radgeschäft stießen. Der junge Mann war überaus hilfsbereit, hat gleich die Speichen überprüft und eingestellt, vorsichtshalber haben wir noch zwei Ersatzspeichen gekauft! Die Hauptattraktion von Golden, wie in jedem Werbeprospekt zu lesen war, ist eine überdachte Holzbrücke für Fußgänger. Erwartungsvoll radelten wir zur angegeben Stelle - und siehe da - eine überdachte Holzbrücke aus dem Jahr 2009, wie man sie auch in Remseck sehen und  benutzen kann....Weitere Sehenswürdigkeiten konnten wir nicht ausmachen, so  sind wir dann die ersten 60 Höhenmeter von den 1411 Höhenmetern , die morgen auf uns warten, schon mal zu unserem Motel hochgefahren. Vom Days Inn hat man einen wunderschönen Blick auf die Kootenai Rockies und den Kicking Horse River.

Ja, und manchmal muß man auch Touri-Photos machen:

Ich finde es ja wirklich ganz arg nett, daß ihr euch Sorgen um uns macht, aber wir haben auch darüber nachgedacht, daß wenn es morgen wieder regnen sollte, wir uns gegenseitig eine Übernachtung in einem der wirklich sauteuren Hotels in Lake Loiuse zum Geburtstag schenken....

Heather ' s Mountain Lodge

Sonntag, 12.07.2015

In der Nacht hat es geschüttet und auch als wir aufbrachen regnete es noch leicht, ließ dann aber bald nach.Glücklicherweise war es nicht sehr kalt,doch waren alle Berge in den Wolken - schade. Hin und wieder ließen die Wolken einen Blick auf einen Gletscher oder Gipfel zu und über Mittag kam fast die Sonne raus. Die Strecke war wirklich phantastisch. Es ging stetig bergauf und bergab, das ist immer besonders bitter, wenn man mühsam 100 Höhenmeter hinaufgeschnauft ist und dann geht es wieder 60 m bergab. Entsprechend naßgeschwitzt erreichten wir Rogers Paß, wo uns laut einer Radreisebeschreibung ein Cafe erwarten sollte. Betonung liegt auf "sollte", das Haus stand noch, war aber mit Brettern vernagelt. So zogen wir etwas Trockenes an, aßen unser Vesper und weiter gings. Die ganzen 68 km  führten an spektakulären Felswänden, Wasserfällen und Waldgebieten vorbei. Es ging auch durch mehrere Lawinentunnels, die aber gut beleuchtet sind und einen Seitenstreifen haben. Kanada muß mehr Einwohner haben, als ich dachte, die Hälfte davon fuhr heute an uns vorbei.....der Verkehr war höllisch und wir  fast taub!

Vom Paß aus radelten wir zunächst 10 km bergab, was man aber, wenn man friert gar nicht richtig genießen kann. Zu Heather's Mountain Lodge ging es dann "glücklicherweise" wieder bergauf.

Blick in   den Beaver River

Wir sind hier abgestiegen, da es das einzige Motel unterwegs ist. Das Essen war sehr, sehr lecker, aber auch übersichtlich, wenn man fast 100 km über Bege geschnauft ist!  Morgen ist eine kurze Etappe geplant - nur 60 km bis Golden. Von dort aus in den Banff-Nationalpark, wo wir keine Unterkunft finden konnten und deshalb 2 Tage in Lake Louise zelten, dummerweise soll es regnen und mit 5-7° nachts nicht gerade warm werden. Dann geht es weiter nach Banff und von dort nach Calgary. Am 23.7 fliegen wir zurück nach Frankfurt. Je nach Wetter und Laune radeln wir bis Stuttgart oder steigen irgendwann in den Zug. So Leid es mir tut, aber  so langsam müßt ihr nach einer anderen Beschäftigung als "Blog lesen" Ausschau halten. Wir freuen uns aber zunächst noch riesig über das große Interesse und die Kommentare!!

Revelstoke

Samstag, 11.07.2015

Kein Regen! Nein, wir hatten angenehmes Radlerwetter, bewölkt, warm und manchmal sogar Rückenwind! Durch menschenleere Wälder zog sich die Straße am Arrowhead-Lake entlang, eigentlich über alle Berge , aber das sind wir ja gewohnt so allmählich. Der Verkehr war absolut zu vernachlässigen und so hatten wir an der Fähre überhaupt kein Platzproblem

An Wasserfällen, Seen und Bächen, wie aus dem Bilderbuch ging es bis Revelstoke. Unterwegs kam nichts, gar nichts - doch halt, ein Imbisswagen an der Fähre und eine Elchkuh. Wir unterhielten uns mit der Dame, die die Autos für die Fähre "vorsortiert", sie arbeitet 10 Tage je 10 Stunden, wohnt in einem Wohnwagen und fährt dann 780 km nach Hause. Beiläufig meinte sie, ihr habt doch sicher Bärenspray dabei? Bärenspray -  haben wir da etwas nicht mitbekommen.?...eine Art Pfefferspray, das man als Wanderer oder Radfahrer dabei haben sollte. Uns wurde ein bißchen mulmig, zumal wir ein Schinkenbrot als Vesper dabei hatten. Wir trauten uns daraufhin gar nicht irgendwo anzuhalten und zu essen. Erst an einer Einfahrt zu einem Campingplatz, setzten wir uns auf ein Mäuerchen und aßen recht schnell. Unbemerkt vom Bär radelten wir gestärkt weiter. Revelstoke ist eine sehr nette Kleinstadt mit Cafes, Restaurants kleinen Läden. Das ist ein Unterschied zu USA, die Kaffeehauskultur hat sich erhalten und die Kanadier sind trotzdem nicht so dick, wie mancher Amerikaner. Hier gibt es auch keine 1 - 2 Liter Becher Cola mit refill (kostenlosem Nachfüllen). Doch zurück zu Revelstoke. Ein lauer Sommerabend mit Blick auf Gletscherberge, das hat was.

unser Hotel

und dann war da noch live-Musik auf dem Grizzly-Platz mit Folk-, Countrymusik- gespielt von Dennis Severino    ein sehr schöner Samstag neigt sich zu Ende.

Morgen geht es über Rogers Pass, wir starten hier bei nut noch 460 m und der Pass ist 1400m, da heißt es in die Pedale treten. Dort ist auch wieder die Zeitgrenze und ab morgen sind es dann wieder 8 Stunden Unterschied zu Deutschland. Im Winter ist der Pass oft unpassierbar - 10 m Schnee sind wohl keine Seltenheit. Ich hoffe es bleibt warm morgen...

PS Am Imbisstand kamen wir auch mit einerm sehr großen jungen Mann ins Gespräch, wie sich heraustellte ist er der Basketballspieler

https://de.wikipedia.org/wiki/Levon_Kendall

Nakusp

Freitag, 10.07.2015

Gestern Abend haben wir vorzüglich gegessen, selbsgebackenes Brot und selbst gemachte Nudeln, Lammhaxe, mir läuft jetzt noch das Wasser im Munde zusammen, Außerdem hatten wir nette Unterhaltung, am Nebentisch aß ein Paar zu Abend und es stellte sich heraus, daß Wolfgang vor 28 Jahren aus Uerdingen ausgewandert ist. Wir haben erfahren, daß in diese grenznahe Region in den 70 er Jahren zahlreiche Amerikaner vor dem Kriegseinsatz in Vietnam geflohen sind. Heute kamen wir durch New Denver, wo ein kleiner Künstlermarkt stattfand, der sehr an Bolson in Argentinien erinnert hat. Es hat sich eine alternative Szene gebildet, die sich anscheinend auch mit Grasanbau über Wasser hält.

Salat in Käfighaltung ( den Rehen würde er auch schmecken!) an der Lemon Creek Lodge

 In New Denver lernten wir Hubert kennen, er ist vor 2 Monaten in Anchorage gestartet und möchte in 2 Jahren in Ushuaia im Süden Argentiniens ankommen. Wir haben zusammen Kaffee getrunken und uns sehr nett unterhalten. Er ist 36 und lebt in Berlin, war aber auch an der FH Maschinenbau in Esslingen. Überhaupt trafen wir einige Radfahrer, die Kanadier sind ein Volk der Radfahrer und die Trans-Kanada-Strecke von Vancouver nach Osten wird gerne geradelt. Wir sind zeitig los heute morgen, doch siehe da, es war erfreulich bewölkt und kühler, wir radelten ganz locker die Berge rauf und runter, einer leichter Nieselregen sorgte für zusätzliche Abkühlung, bis wir nach weiteren Bergen nach Nakusp am Arrowhead-Lake hinabradelten, wo es immer wärmer wurde. Auch hier gibt es ein Museum, das mit 5500 Artefakten wirbt, eine kuriose Mischung von allem Möglichen und ein ca 17jähriger, der hocherfreut über Kundschaft, uns alles vorführte und erklärte. Wobei er keine Ahnung hatte, das meiste ablesen mußte und wir ihm die Funktion des Grammophons erklärten, er gestand dann auch, daß er eigentlich lieber Computerspiele macht. Es war amüsant!

dürfen hier Touristen entsorgt werden?

Heute Abend aßen wir bei "Karl Pizza und German Spaetzle", im Gastraum leuchtete uns schon ein Bayern-München Trikot signiert von Lothar Mathäus entgegen. Im Biergarten standen Sonnenschirme von Hacker-Pschorr-Bräu und dieses Bier war auch im Ausschank. Die Spätzle waren richtig gut, nach so langer Entwöhnung sowieso!!

Nakusp hat einen Sandstrand aufgeschüttet, um 20 Uhr war es noch richtig warm (so wie jetzt noch in unserm Zimmer) und einige schwammen noch eine Runde, aber , die Kanadier scheinen abgehärtet zu sein, ich war nur mit den Füssen drin und fand es ziemlich kühl.

Morgen soll es regnen, wie überhaupt schlechtes Wetter für die nächsten Tage angesagt ist, we will see....

Lemmon Creek Logde

Donnerstag, 09.07.2015

nNelson, hier fanden wir ein Hotel. Die sehr schöne Altstadt von 1893 hat viktorianischen Charme und dient oft als Filmkulisse

Damit spreche ich einigen Blog-Leser(innen) aus der Seele, oder?

Der kanadische Sommer hat uns echt im Griff, weit über 35° ,erst am Wochehende soll es auf unter 30° "abkühlen". Am Kootenai Lake entlang gelangten wir bis Balfour, Eine Fähre brachte uns auf die andere Seite des Sees. Wer jemals in Griechenland oder Italien Fähre gefahren ist, wo die "Schiffwinker" es schaffen, bei drei wartenden Autos Hektik zu verbreiten, vergesst es. Ganz gesittet steht man in einer Reihe, fährt langsam auf die Fähre, wird souverän eingewunken und ebenso verlässt man die Fähre nach 35 Minuten wieder. Auch wir Radfahrer bekamen problemlos einen Platz zugewiesen, na also geht doch! Die Strecke war hügelig bis wellig, ca 2 Anstiege und Abfahrten auf 3 km, zermürbt mit der Zeit!! Die Landschaft ist nach wie vor grandios, leider ist es ziemlich diesig oder qualmig, da zahlreiche Waldbrände überall sind. Das ist eine Herausforderung in diesen unzugänglichen Waldgebieten, gelöscht wird mit Hubschraubern, wobei eher ein Ausbreiten in Richtung Ortschaft verhindert wird, als löschen. Heute radelten wir auf einer alten Zuglinie, der Weg war nicht so besonders gut, immer wieder kamen tückische Sandlöcher, man muß alles geben , um die Balance nicht zu verlieren.

immer am Slocan-Fluß entlang, nirgends eine Möglichkeit mal kurz die Füsse abzukühlen! Die Strecke war aber sehr schön.

Heute nächtigen wir in der Lemmon Creek Lodge an dem Rail-Trail, rustkal,aber sehr nett eingerichtet, bis jetzt sind wir die einzigsten Gäste. Auf dem gegenüberliegenden Feld waren während des 2.Weltkriegs über 1800 Japaner interniert, obwohl die meisten in Kanada geboren waren, wurden sie der Spionage verdächtigt. Ein Schicksal, daß auch einige Italiener und Deutsche erlebten. Solche Lager, bzw Hinweisschilder sahen wir auch in den USA. Viele der Gefangenen wurden nach Ende des Krieges zurückverfrachtet, manche durften auch wieder in ihre kanadische Heimat. Peace Leute - sag ich da nur!

 

Creston

Dienstag, 07.07.2015

Mitten in British-Columbia, mitten Wald kam auf der rechten Straßenseite ein Schild auf dem stand, daß ab hier wieder Pacific-Time ist. Zu  Deutschland nun wieder 9 Stunden Unterschied. Schon kurios, daß die Grenze nicht am Anfang des Bundes-Staates ist, nun gut, dann haben wir eben für ein paar Tage nochmal Pacific-Time. Wieder radelten wir durch kanadische Wälder, an kanadischen Flüssen entlang und über kanadische Berge drüber. An unzähligen Sägewerken vorbei, überholt von unzähligen Holzlastern, die mit 2 Anhängern das Holz von A nach B oder von B nach A fahren. So ganz erschließt sich mir der Holztransport nicht. Winzige Ansiedlungen, die oft nur aus 3-4 Häusern bestehen säumen die Straße , sind auf der Landkarte vermerkt, oft ohne Ortsschild, so daß wir gar nicht sicher sind, war das jetzt der Ort oder nur einige Farmen.

Wim Wenders hätte seine Freude an einer solchen Kulisse, wir finden es auch kurios und interessant. Unsere Mittagspause verbrachten wir an dieser Tankstelle in Yahk, ca 30 Einwohner. Die Tankstelle ist auch der Laden, es gibt ein sehr beschränktes Angebot und keine frischen Sachen, für Obst und Gemüse und alles andere muß man 38 km nach Creston oder 68 km nach Cranbrook fahren.

Wir versuchen immer noch Unterschiede zu USA festzustellen. Kanadische Häuser sind viel einfacher und ich versuche mir vorzustellen, wie die in den langen Wintern warm werden sollen. Kanadier sind nicht so euphorisch, eher europäisch, nicht alles ist sofort "awesome" und "breathtaking", nicht alle 3 Minuten kommt die Kellnerin vorbei und fragt "how are you guys doing over there ?"- also - schmeckts? - und wir mit vollem Mund nur nicken können (Erinnert mich an Loriot - "lassen sie das Kind doch mal nach vorne" ). Vor allem sind sie stolz Kanadier zu sein und keine Amerikaner! Diese halten sie auch für Paranoid, was deren Terrorangst angeht. Vielleicht finden wir noch ein paar Unterschiede. Wie uns heute Abend auch ein Tourismusmanager für Wohnmobil-Vermietung erklärte, daß Deutsche mit einem straffen Plan anreisen, was sie alles sehen möchten. Deutsche reisen, die anderen machen Urlaub!!

Wir reisen morgen auch weiter!

Cranbrook

Montag, 06.07.2015

Bei 7°C starteten wir um kurz nach 8 Uhr und nun neigt sich ein lauer Sommerabend dem Ende zu! Das war Poesie, gell? Die Strecke war wieder wunderschön. Zunächst dem Elk-River Flußtal entlang, dann über einen kleinen Anstieg ins Kookenai-Flußtal. Auch das verließen wir wieder und über Hügel gings weiter. Wir kamen gut voran und beschloßen Fort Steele, auch eine Art Freilichtmuseum zu besichtigen. Wenn man davon absieht, daß wir wieder ins Flußtal hinab mußten und vor allem nachher  die 7 km wieder bergauf, ein absolut lohnender Abstecher.

das Wasa Hotel Viel Häuser sind super renoviert und Attraktionen wie Kutsche fahren und Schweine, Pferde, Hühner und Truthähne fehlen nicht.Gärten mit Gemüse und Obst sind angelegt. Auch werden in verschiedenen Häusern kleine Sketche vorgeführt. Living history nennt sich das. Die beiden Damen aus einem Etablissement auf der anderen Seite des Flußes werden wegen ungebührlichem Tanzen und Singen auf der Straße verhört!

Fernie im Elk-River Tal

Sonntag, 05.07.2015

In Pincher Creek wurden wir herzlich von unserem indischen Motelier verabschiedet, ich erinnere ihn an seine Mutter..! Na gut!  Wir kamen durch ehemalige Kohle-Gebiete, die Minen entstanden so um 1900 , als die Dampfloks Kohle brauchten und es praktisch war, wenn an der Strecke Kohle nachgeladen werden konnte. . Nach dem 1.Weltkrieg und dem wirtschaftlichen Zusammenbruch, brach auch der Kohlebergbau zusammen und die Orte gibt es entweder gar nicht mehr oder sie kämpfen sich mehr schlecht als recht mit Tourismus durch. Wir haben -wieder mal - alle Schilder an der Straße (Historical Marker) gelesen und Museen besucht. Mit ihrer First Nation oder Aborigines wie die Indianer genannt werden, ging Kanada noch weniger zimperlich um, als die USA.         Es müssen auch ein paar Deutsche hierher ausgewandert sein. Die Strecke führte uns über Crowsnest Pass, nicht gerade furchterregende 1400 m hoch, doch das hinunterradeln in jedes Tal und wieder hinaufschnaufen machte die Tour doch andtrengend. Leider kam auch der übliche Wochenendverkehr hinzu. Die Strecke war dennoch sehr schön, Kanada wie aus dem Bilderbuch.

     Wo Bergbau betrieben wird, bleiben die Katastrophen auch nicht aus, auf dem Photo kann man sehen , wo 1903 der Hang abrutschte und den halben Ort unter sich begrub. Überhaupt waren die Arbeitsbedingungen und Wohnverhältnisse schon schrecklich. Den Lärm, Staub und Dreck mag man sich gar nicht vorstellen.

Mit diesen Titan-Trucks kommt man schneller durch die Mine! Zu besichtigen in Sparwood, wo wir gestern Nacht schliefen. Heute war Regen vorhergesagt und wir nahmen uns nur eine kurze Etappe vor. Frühstück gab es wieder mal keines im Motel, da aber eine Kaffeemaschine und ein Kühlschrank vorhanden waren, kauften wir Käse, der hiermit Gold aufgewogen wird, 5-7$ für 100g ist normal, Dafür haben Kandier wohl mehr Freude an richtigem Brot, wir erstanden 3 Brötchen und einen Joghurt. Heute morgen deckten wir mangels Teller o.ä. den Tisch mit Klopapier ab - ich freue mich auf Geschirr und Besteck und Hefezopf sonntags....Das Wetter war richtig gut, mit 22° angenhmes Rad-Reisewetter, aber wir haben so getrödelt, daß es bei der kurzen Etappe blieb. Doch auch Fernie hat ein Museum!

Der Schmied muß natürlich sein, zur Erinnerung an Opa Fritz und meinen Opa

Ganz vertieft höre ich mir die Geschichten der ersten Siedler um 1900, dem Stadtbrand 1908, der Flut 1916, aber auch die Geschichten der Kinder, die von einer unbeschwerten Kindheit erzählen , an. Dannach gings ins Cafe, ein richtig fauler Sonntag war das heute!

Heute Abend haben wir unsere Weiterreise geplant, wir werden noch einige Kilometer in Richtung Westen, dann im Bogen Richtung Banff-Nationalpark radeln. Die Kanadier haben wieder Kilometer und Liter und Celsius, da entfällt die ständige Rechnerei! Der kanadische Dollar entspricht 0,70 Eurocent, doch ist das Preisniveau ähnlich wie in den USA. Vom Restaurant aus sahen wir einer Polizeikontrolle zu. Der Polizist fuhr mit Blaulicht hinter dem Auto her, der Fahrer hielt an, holte die Wagenpapiere und legte die Hände gut sichtbar auf das Lenkrad . Der Polizist stieg langsam aus, ein Hand schon an der Waffe und näherte sich dem Auto. Dann eine kleine Diskussion, der Polizist geht mit den Papieren zu seinem Auto und kontrolliert ca 30 Minuten! Dannach ging eer prüfend ums Auto herum , erneute Debatte, erneute Kontrolle irgendwelcher Unterlagen. Das Ganze dauerte fast 1 Stunde. Hoffentlich fahren wir nicht zu schnell morgen, sonst läuft unser Zeitplan völlig aus dem Ruder...!

Pincher Creek Tag 2

Freitag, 03.07.2015

Unseren Ruhetag haben wir im Freilichtmuseum www.kootenaibrown.ca verbracht. Sehr liebevoll und aufwendig sind die 25 Häuser, Schulen oder Ställe aufgebaut, doch ist es auch immer wieder erstaunlich, was hier alles historisch ist.

Auf dem Pioneer- Friedhof waren wir auch

und statt Schaukelpferd gibt es den Elch..

Es ist immer noch heiß und sonnig, besser als Schneeregen allemal.

Morgen geht es erst mal in Richtung Westen, wir haben noch so viel Zeit übrig, daß wir in einem großen Bogen zum Banff-Nationalpark radeln können.

Pincher Creek Kanada

Donnerstag, 02.07.2015

Wieder einmal eine traumhafte Strecke. Zunächst am Lake Mary entlang, dann ging es bergauf, immer den Chief Mountain im Blick. Für die Blackfeet ein mystischer Berg, auch uns hat er beeindruckt. Schier endlose Wälder, kleine Seen, Bäche, Feuchtwiesen begleiteten uns fast den ganzen Tag, mitsamt den Schnaken, die jede freie Stelle, die wir nicht mit "Off" eingesprüht hatten , fanden. Und als wir so durch den Wald radelten, hörten wir plötzlich eine Art Brummen - "Bär" war unser erster Gedanke und wir fingen ganz laut zu singen an und klingelten mit unseren Fahrradglocken, bis der "Bär" dann erschrocken aus dem Wald kam und muhte!! Nun war es an der Kuh sich zu erschrecken!

Nach 44 km erreichten wir die Grenze, ein ganz kleiner Grenzposten, der nur im Sommer und nur tagsüber besetzt ist. Nachdem wir die Frage, ob wir Schußwaffen dabei haben verneinten, durften wir auch schon nach Kanada. Auf diesem Trail radeln wir nun in Richtung Banff Nationalpark. Heute kamen wir bis nach Pincher Creek, dem angeblich windigsten Ort Kanadas, ein Indiz sind die unzähligen Windräder. Heute war es aber windstill, auch mal schön. Überhaupt war es gut warm, die Sonne brannte auf uns herab. Wie uns überhaupt jeder erzählt, daß es für die Jahreszeit viel zu warm ist und daß die Gletscher- und Eisreste normalerweise Ende August so aussehen.

Bislang merken wir nicht allzuviele Unterschiede zu USA, auffällig sind die Windräder (in USA sahen wir 4 bei Salt Lake City), Plastikflaschen werden recycelt und Amerikaner muß man nicht ernst nehmen. So eine leichte Animosität zwischen den beiden Ländern scheint zu bestehen, wir redeten lange bei einer Pause mit 2 kanadischen Radfahrern, das war richtig interessant und witzig. Die Landschaft änderte sich allmählich, die Rocky Mountains weichen nach Westen und hügeliges Farmland, die Prärie breitet sich mit weit verstreuten Farmen aus. Nach 65 km erreichten wir den ersten Ort nach der Grenze - Pincher Creek mit offiziell 3000 Einwohnern. Hier gibt es dann alles an Läden, Lebensmittel, Farmzubehör, ein Krankenhaus und Museen, die wir morgen besichtigen wollen.  Er entstand um 1880, da hier ausgezeichneter Hafer und sonstiges Getreide wächst.

Noch kurz Statistik, wir haben in Montana 993 km zurückgelegt und in den USA insgesamt 5465 km. Ein paar hundert warten noch auf uns...

St. Mary - Glacier Park

Mittwoch, 01.07.2015

 Grizzly !! Endlich sahen wir einen Bären, sogar einen Grizzly-Bär. Wir sind heute mit dem shuttle-bus auf der "going-to-the-sun" Straße durch den Park. Wir waren in Anbetracht des Verkehrs und einer langen Baustelle sehr froh uns so entschieden zu haben.Die Strecke ist toll, wie eine Alpenstraße eben so ist, tollkühn in den Fels gesprengt, eng, kurvig und steil. Als der Busfahrer plötzlich anhielt und "Grizzly-baer" rief! Tatsächlich spazierte er unweit der Straße einen Abhang hoch. Zur Zeit blühen auf den Wiesen "Glacier-Lilys" ,kleine gelbe Lilien, die er schrecklich gerne mitsamt den Wurzeln frißt. Leider gibt es kein Photo, denn bevor wir den Mund wieder zuklappen konnten, war der Bär dann im Wald verschwunden. Am Logan-Paß wanderten wir bis zum Schnee, wir gingen nicht weiter, da unser einziges Paar Schuhe trocken bleiben sollte. Anschließend schlugen einen anderen Wanderweg ein, wo sich eine Schneeziege in den Weg stellte. Dann wurde der Weg so schmal und es ging senkrecht in die Tiefe, so daß wir weiche Knie bekamen und umdrehem mußten. Trotzdem war es ein schöner Ausflug, auch ohne Rad. Gerade kommen wir von einer Tanzdabietung der Blackfeet -Indianer. Im Juli und August beginnen die großen Pow-Wows und es war eine grandiose Darbietung. Die Chamignons ihres Stammes führten ihre Tänze vor. Ein Siebenjähriger tanzte ganz ernsthaft und konzentriert den Prairie-Chicken-Dance, Mädchen den Frauentanz oder ein junger Mann den Grastanz ect. Einer der Chiefs erklärte was die Tänzer anhaben und was es bedeutet, mir ging das Herz auf!! Eine Gruppe junger Männer trommelte was das Zeug oder das Trommelfell hielt und sangen dazu.

Das war auch unser letzter Tag in den USA , morgen überschreiten wir die Grenze nach Kanada. Genau 77 Tage waren wir hier und ein wenig Abschiedsschmerz beschleicht uns. Wie heißt es bei "Vom Winde verweht" so schön (und richtig) "Morgen ist ein neuer Tag".

Have a great day, folks,